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Auf nach Skandinavien! Eine Reise ins Kulturland am Rande Europas

Seit 2007 haben Schülerinnen und Schüler des St Raphael Gymnasiums die Möglichkeit, am Austauschprogramm mit einem der modernsten Gymnasien Finnlands teilzunehmen. Das 'Sammon Keskuslukio' - eine der Partnerschulen der Zukunft in der EU - befindet sich in Tampere, Finnlands drittgrößter Universitätsstadt. Im Rahmen eines einwöchigen Schul- und Studienaufenthaltes besteht für unsere Schülerinnen und Schüler die einzigartige Chance, die bedeutende Universitätsstadt Tampere, das ' Pisa-Land ' Finnland, die Kultur Finnlands und seine Menschen kennen zu lernen.

Auf nach Skandinavien! Der Finnlandaustausch 2019 Anfang Dezember reisten Schülerinnen und Schüler der KS1 an unsere Partnerschule in Tampere. Eine Zusammenstellung von Erlebnisberichten. Am Sonntag, den 1.12.19 ruhten Judith und ich uns erst einmal von dem langen Anreisetermin am Vortag aus und schliefen daher lange aus. Nach einem anschließenden Brunch mit Siiri und Sandra, unseren Austauschpartnerinnen, die zufälligerweise Zwillingsschwestern waren, brachte uns ihr Vater zur Eisfläche in Tampere. Dort trafen wir auf weitere Deutsche zusammen mit ihren Austauschpartnern. Auf den ersten Blick sah man, dass die Finnen sehr viel geübter auf Schlittschuhen unterwegs waren als wir. Während wir langsame, vorsichtige Runden auf der Eisbahn drehten, liefen sie vergnügt rückwärts vor uns her und machten gelegentlich Pirouetten. Nach einem kurzen Ausflug über den Weihnachtsmarkt, der in Finnland bei weitem nicht so groß und üppig mit Ständen bestückt ist wie in Deutschland, fanden wir den Weg zum Aussichtsturm "Pyynikin näkötorni". Von dort oben hat man eigentlich einen kilometerweiten Blick über die Stadt und Umgebung. Leider war es schon zu dunkel und neblig, als Judith, Sandra, Siiri und ich auf der Aussichtsplattform ankamen, sodass wir unsere Nase nur in den kalten eisigen Wind strecken konnten. Um uns aufzuwärmen, setzten wir uns danach in das Café am Fuße des Turms und probierten die landestypische Süßigkeit "Moomin" zusammen mit einem heißen Kakao. Abends machten wir uns mit einer selbstgemachten, leckeren Pizza im Magen auf den Weg zum Rodeln. Am Waldabhang trafen wir Chiara mit ihrer Austauschpartnerin Olivia. Nach einigen lustigen aber auch etwas (für das Steißbein) schmerzvollen Abfahrten mit dem Schlitten verbrachten wir den restlichen Abend bei Olivia zuhause. Es lief abwechselnd finnische und deutsche Musik, während wir gemeinschaftlich Lebkuchenhäuser bauten und verzierten. Am Ende dieses sehr schönen und erlebnisreichen Tages fielen wir spätabends erschöpft ins Bett, jedoch schon mit Vorfreude auf den nächsten Tag. Am Montag war es Zeit, die Schule und die Stadt Tampere genauer unter die Lupe zu nehmen. Zunächst haben wir unsere finnische Partnerschule „Sammon keskuslukio“ besucht, woraufhin wir eine kurze Einführung in die Sprache und das Schulsystem erhalten haben. Die Bindung zwischen der deutschen und finnischen Gruppe sollte anschließend beim Programmpunkt „Sport und Spaß“ gestärkt werden. Kulinarisch wurden wir von der dortigen Mensa bestens versorgt und ließen uns das Mittagessen schmecken. Nach einer kurzen Pause durften wir eine typische Deutschstunde in einer finnischen Schule miterleben. Damit wir etwas zu tun hatten, simulierten wir ein Hörverstehen für die finnischen SchülerInnen. Um die Stadt besser kennenzulernen, hatten die finnischen Schüler für die bekanntesten Sehenswürdigkeiten deutsche Texte vorbereitet, anhand derer sie ihrem jeweiligen Partner etwas erzählten. So konnten einerseits die Finnen ihre Deutschkenntnisse unter Beweis stellen und andererseits lernten die Deutschen so die Stadt und ihre Geschichte kennen. Nachdem wir der Kälte, die draußen herrschte, lange genug standgehalten hatten, wollten wir alle in die Wärme und etwas essen. Glücklicherweise hatten unsere Austauschpartner hierfür die perfekte Lösung. Interessanterweise ist Tampere nämlich bekannt für seine Chicken-Wings. Deshalb wurde für unser gemeinsames Essen ohne Lehrkräfte ein Restaurant ausgesucht, welches die besagten Wings servierte. Das gemeinsame Essen war der perfekte Abschluss für einen vollen, dennoch sehr gelungenen ersten Tag mit allen Mitgliedern des Austausches. Beim Essen ergab sich erfreulicherweise die Möglichkeit, nicht nur mit seinem eigenen, sondern auch mit anderen Austauschpartnern ins Gespräch zu kommen und so viel über das Leben als Jugendlicher in Finnland zu erfahren. Die Erfahrungen des ersten Tages wurden in der Gastfamilie beim abendlichen Tee ausgiebig geteilt und auch ansonsten entstand eine rege Konversation über jegliche Themen von Politik bis Ferienaktivitäten. Jedoch war ein ausgiebiger Schlaf für den nächsten Tag essenziell und so war bald Zeit zum Schlafen, um den Ausflug nach Helsinki genießen zu können.


Der Morgen war bereits vorangeschritten, als ich aufwachte. Trotzdem bekam ich das Morgenlicht mit, das die schneeweiße Landschaft vor meinem Zimmerfenster zum Glitzern brachte. Erstmals nahm ich überhaupt wahr, wie Haus und Umgebung im Hellen aussahen, da wir erst spät am Abend in Tampere angekommen waren. Mein Austauschpartner wohnte in einem Ort, der noch einmal eine Dreiviertelstunde ins Land hinein lag. Die schöne Gegend dort sollte das bezahlt machen, wie ich später erfahren durfte. Dass ich jetzt erst aufstand war für meine Gastfamilie kein Problem, Sonntage standen bei ihnen zur freien Verfügung. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf zu einer „Sightseeing“-Tour durch die Gegend. Mit dem Auto fuhren wir erstmal ins beschauliche Zentrum von Hämeenkyrö, einem „typischen, finnischen Kaff“, so die Mutter. Darauf ging es hinunter an das Ufer eines riesigen Sees, der sich bis in die Ferne erstreckte, umrahmt von Nadelwald. Während der weiteren Fahrt fiel mir auf, dass das Land regelrecht von Seen durchdrungen ist. Diese waren zugefroren, was mich erstaunte. Auch, dass der Schnee auf den Straßen eine dicke Schicht bildete kannte ich von Deutschland her so nicht. Über die sanft hügelige Landschaft erstreckten sich weite Felder, dazwischen immer wieder Waldfleckchen. Tief am Himmel stand die klare Morgensonne. Dies sollte das Maximum an Helligkeit bleiben. Zurück zu Hause unternahm ich später mit Otto, meinem Austauschpartner, und Labrador Emma einen kleinen Spaziergang im Wäldchen vor dem Haus, quer durch das Unterholz. Den weiteren Nachmittag verbrachten wir unter anderem mit Formel-1 im Fernsehen, unter den Fahrern der Finne Valtteri Bottas. Am frühen Abend gab es dann eine Art Hackfleisch-Braten mit Pilzsoße und Kartoffelpüree. Das Saunieren in der Sauna der Familie bildete für mich den krönenden Abschluss des Tages. Es erschien mir geradezu unwirklich dort zu sitzen, meilenweit weg von zuhause und eine Sauna ganz für mich allein. Durch ein winziges Fenster konnte ich die bittere Kälte in der Dunkelheit nur erahnen. Während unserer Zeit in Finnland konnten wir das fortschrittliche Schulsystem und die Gemeinsamkeiten, sowie Unterschiede zum deutschen Schulsystem kennenlernen. Einer dieser Unterschiede ist die Tatsache, dass es in weiterführenden Schulen in Finnland keine Klingel gibt. Deswegen ist der Stundenbeginn entgegen dem Stundenende nicht „genau“ festgelegt und die Schüler kommen gerne etwas später. Eine Unterrichtsstunde hat eine Dauer von 75 Minuten. Ein weiterer Unterschied zu dem deutschen Schulsystem besteht darin, dass für jeden Schüler die Pflicht besteht, einen Laptop zu haben und diesen mitzubringen, da fast alles über diesen geschieht. Die Schüler entscheiden selbst, ob sie ihn nutzen möchten oder doch zu Stift und Papier greifen. Dies geschieht in 50% der Fälle. Alle Hausaufgaben sind auf der Schulwebsite zu finden, da der Lehrer sie online stellt. Auch die Klausuren und das Abitur werden auf dem Laptop geschrieben. Mir ist aufgefallen, dass es die alleinige Verantwortung des Schülers ist, aufzupassen und mitzuarbeiten oder auch am Laptop eine Serie mit Untertiteln zu schauen. Das hat den Lehrer nicht gestört. Es gibt keine mündlichen Noten und somit zählen nur die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen am Ende eines Semesters, welches sieben Wochen dauert. Die Noten werden mit Zahlen zwischen 4 und 10 angegeben. 10 ist hierbei das beste Ergebnis. Während unseren Unterrichtbesuches waren dementsprechend vor allem die Deutschen diejenigen, die sich meldeten und überrascht waren, dass die Lehrer keine Antworten erwarteten. Die Fahrt von Tampere nach Helsinki dauert ungefähr zwei Stunden, für die Finnen ist das vergleichsweise nur eine kurze Strecke. Nachdem wir in Helsinki ankamen, besuchten wir das Goethe-Institut und erhielten dort einen Vortrag zu den Aufgaben des deutschen Kulturzentrums. Das Institut möchte die Kenntnisse der deutschen Sprache im Ausland fördern und bietet deshalb Sprachkurse, Prüfungen und Stipendien an. Anschließend stand ein Besuch der Bibliothek Helsinkis an, welche in diesem Jahr ihren ersten Geburtstag feiert. Eigentlich ist der Begriff Bibliothek nicht passend, da es im Erdgeschoss ein Café, ein Restaurant und ein Kino, im zweiten Stock Studios für Tonaufnahmen, Medienräume und Nähmaschinen gibt, während sich im dritten Stock über 10 000 Bücher befinden. Der letzte Halt in Helsinki war der Dom von Helsinki – auf Finnisch „Helsingin toumiokirkko“. Der Dom, erbaut von Carl Ludwig Engel, ist ein sehr schlicht gehaltenes Bauwerk, welches auf einem Hügel in komplettem Weiß erstrahlt. Abschließend hatten wir noch zwei Stunden Freizeit, die wir zum Essen und Shoppen nutzen konnten. Da auf der Rückfahrt um 16 Uhr die Sonne schon unterging, schliefen fast alle Deutschen ein und somit ging ein wunderschöner, eindrücklicher Tag zu Ende.


Von einem nahe der Schule gelegenen Restaurant fuhren wir durch die Stadt und anschließend durch einen Wald. Dort war es bereits stockdunkel und etwas gruselig, aber bald darauf kamen wir im Niihama an. Das Niihama ist eine Sauna an einem See, anscheinend ist Eisbaden in Kombination mit der Sauna eine typisch finnische Aktivität. Ehe ich mich versehen konnte, standen wir alle im Badeanzug bei ungefähr -1 Grad im Schnee und liefen zum angrenzenden Saunahaus. Dort wartete bereits eine angenehm warme Temperatur von 70 Grad auf uns, die jedoch im Verlauf des Abends bis zu 80 Grad anstieg. In der Sauna unterhielten wir uns oder genossen einfach die Wärme. Alles war ganz angenehm, bis einer den ersten Schritt wagte, aus der Sauna trat, um in den See zu springen. Ich war anfangs sehr skeptisch und dachte, mich das nicht trauen zu können. Als immer mehr Leute die Sauna verließen, konnte ich mich schließlich dazu motivieren mit zu gehen. Barfuß durch den eiskalten Schnee rannten wir den kleinen Hang zum See hinab. Wir hatten zwar alle ein Handtuch umgebunden, jedoch war es draußen deutlich kälter als in der Sauna. Angekommen am Steg, sah ich einige Leute bereits in das Eisloch steigen. Kurz zögerte ich noch, doch die Überredungskünste meiner Freunde und die schöne Atmosphäre mit den Laternen auf dem Steg und dem Wald und dem See stimmten mich um und ehe ich mich versah, war ich schon im Wasser. Es war super kalt und hinterher hatte ich das Gefühl, meine Beine seien eingefroren. Nach ca. 10 Sekunden jedoch wandelte sich dieses Kältegefühl in Wärme um und manche legten sich sogar in den Schnee, da es draußen viel wärmer war als im See. Danach ging es zurück in die Sauna für den nächsten Gang.

Obwohl der Finnland- Austausch bereits mein dritter Austausch war, kann ich über sehr unterschiedliche Erfahrungen berichten. Am sechsten Tag, donnerstags, im Land der tausend Seen, ging es erst einmal in den individuellen Unterricht unseres Austauschpartners. Da meine Austauschpartnerin wiederholt Gemeinschaftskunde-Unterricht hatte, blieb ich mit ein paar anderen im geradezu luxuriösen Gemeinschaftsraum. Vom Vortag wusste ich nämlich, dass Gemeinschaftskunde auf Finnisch mit halbmotivierten Finnen im Klassenzimmer ziemlich schwer verständlich und langweilig werden kann, da war eine weitere Stunde Schlaf etwas verlockender. Danach fing für jeden das eigentliche Programm mit Deutsch-Unterricht bei Riikka, die für die finnischen Austauschschüler verantwortliche Deutsch-Lehrerin, an. Zu unserem Vergnügen war der Unterricht auf viel Kommunikation und interaktiven Übungen und Spiele aufgebaut. Nach einer Pause von 20 Minuten, eine für die Finnen verhältnismäßig kurze Pause, hatten wir zusammen Englisch, wo wir in Gruppen unsere Sprachkenntnisse übten. Nachdem alle übersättigt waren, ging es zum Abitur- und Selbstständigkeitsfest in der Aula. An diesem wurden die diesjährigen Abiturienten des Gymnasiums mit Urkunde und Studentenmütze ausgezeichnet und der 102. finnische Unabhängigkeitstag mit Musik und Vorführungen zelebriert. Für uns Deutsche waren zwei Stunden Finnisch zwar etwas langweilig, doch schön war es trotzdem. Der Veranstaltung folgte wieder individuell zu gestaltende Freizeit, in der es in meinem Falle nach Hause ging. Dort begann ich bereits mit Kofferpacken und unterhielt mich anschließend angeregt mit dem Familienvater und meiner Austauschpartnerin. Gegen 19 Uhr trafen wir uns alle zusammen bei einer Party im Hauskeller von Tarmo (einem der Finnen), in dem der Hauseigentümer meistens Bandproben und Feiern veranstaltet. Überraschenderweise bekamen wir auch einen rockigen Gig seiner Band zu hören. Am lustigsten für uns war aber dann die Ankunft des „Weihnachtsmannes“ (welcher eventuell der Vater des Hauses war). Er brachte uns Deutschen Geschenke (die eventuell von unseren Austauschpartnern kamen) und sang mit guter Stimmung Stille Nacht und finnische Weihnachtslieder. Auf jeden Fall war das ein mit viel Liebe gestalteter Abend, der durch und durch gelungen ist. Um halb elf kam ich müde, aber glücklich, Zuhause an und begab mich gleich nach einem kleinen späten Abendbrot direkt ins Bett, mit traurigen Gedanken an die Abreise am nächsten Tag.

Text: Dorothea Stier-Walz
Aus den Tagesberichten von: Amaline Ritter, Eva Hebestreit, Jennifer Lemke, Maike Eppinger, Marlene Ziegler, Jannes Laseer, Matthias Blank, Matthias Günther, Vincent Baumeister und Jasper Müller
Bilder: Jasper Müller, Ferdinand Straub

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Mo, 09.09.2024
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